Ich bin ebenfalls wie Jannis der Meinung, dass dieser Thread langsam zum Ende kommen sollte, da es keinen Sinn macht, immer wieder die gleichen Dinge zu wiederholen.Zum Abschluß werde ich aber nochmal gesammelt auf die Gegenargumente von Heptan & Biologe eingehen. Es geht um die Frage, ob das Virus die Alge nun letztenendes krank macht oder ob es die Alge in einer Symbiosefunktion unterstützt. Heptan & Biologe sagen, das Virus macht die Alge krank. Wir sagen, das Virus und die Alge leben in einer Symbiose zusammen.
Die gesammelten Argumente von Heptan & Biologe sind die Folgenden:
1) Dr. Lanka bezeichnet das Virus selber als krankmachend.
2) Der Alge geht es schlechter mit dem Virus als ohne das Virus, denn
A) Es ist nicht zu erkennen, dass es der Alge mit dem Virus irgendwie besser geht. Insbesondere leuchtet es nicht ein, warum ein Virus in der Lage sein soll, Energie und Bausubstanz zu übertragen. Ein Virus ist kein Lebewesen, es hat keinen eigenen Stoffwechsel. Es muß ausschließlich mit der Energie der Alge hergestellt werden. Von daher hat die Alge durch die Herstellung des Virus sogar unterm Strich weniger Energie und Bausubstanz zur Verfügung, weil ja ein Teil der Algen-Stoffwechsel-Aktivität nun für die Herstellung des Virus verwandt werden muß.
B) Die Alge braucht neben der vegetativen Fortpflanzung auch die sexuelle Fortpflanzung, jedoch das Virus zerstört die sexuelle Fortpflanzung. (Biologe: Die Alge braucht Sex)
Dazu nun Punkt für Punkt meine Antworten:
Zu 1)
Selbstverständlich war das Virus aus damaliger Sicht als krankmachend zu bezeichnen, denn immerhin waren im Zusammenhang mit dem Virus immer Symptome (veränderte Gametangien und Sporangien) festzustellen, die ohne Virus nie da waren.
Außerdem ist zu beachten, dass die Publikationen vor 11 – 17 Jahren entstanden sind und in seinem Biologiestudium nur krankmachende Viren gelehrt wurden.
Dann hat er selber ein Virus entdeckt bei der Braunalge Ectocarpus Siliculosus.
Im Zusammenhang mit dem Virus konnte er bei der Alge immer Symptome (veränderte Gametangien und Sporangien) feststellen, die ohne Virus NIE da waren.
Vor diesem Hintergrund war das Virus selbstverständlich als krankmachend zu bezeichnen.
Durch weitere Studien an der Alge fand er jedoch nach und nach immer mehr die wahre Bedeutung bestimmter anderer Faktoren sowie die wahre Bedeutung des Virus für die Alge heraus, die zu der Feststellung führten, dass trotz veränderter Gametangien und Sporangien das Virus die Alge unterstützt und es sich bezogen auf die Alge um ein symbiotisches Zusammenleben handelt.
Krankmachend bleibt das Virus demnach nur aus Sicht der Gametangien und Sporangien.
Da Dr. Lanka aber als Vollblutwissenschaftler sämtliche Fakten korrekt aufgezeichnet hat, soweit sie ihm jeweils bekannt waren, sind selbst aus der frühen Botanica-Acta-Arbeit schon wichtige Faktoren zu entnehmen, die zu der späteren Aussage führten, dass das Virus mit der Alge in einer Symbiose zusammenlebt.
Dr. Lanka ist mit seinem Virus über sich hinausgewachsen, denn er war offen genug, die entsprechenden Faktoren zu untersuchen und weiterzuverfolgen. Es wäre sehr zu wünschen, dass alle Wissenschaftler entsprechend ergebnisoffen ihre wissenschaftlichen Untersuchungen durchführten.
Zu 2)
Der Schluß von Heptan und Biologe ist falsch. Richtig ist, dass es der Alge mit dem Virus besser geht als ohne.
A) Es ist sehr wohl bereits aus der Botanica-Acta-Arbeit zu entnehmen, dass es der Alge mit dem Virus besser geht. Hierzu habe ich schon oft den wichtigen Satz aus der Botanica-Acta-Arbeit zitiert: The host can florish by profuse vegetative development! Auf deutsch: Der Wirt kann blühen und gedeihen durch ÜBERreiche / ÜBERmäßige pflanzliche Entwicklung.
Blühen und gedeihen ist ja nun schon sehr positiv umschrieben. Aber ZUSÄTZLICH steht da noch ÜBERreich / ÜBERmäßig. Und das ist eindeutig mehr als normal.
Wer das nicht sehen will, der will es halt nicht sehen.
Damit wäre schon aus der Publikation heraus belegt, dass es der Pflanze mit dem Virus BESSER geht als ohne Virus.
*Ausflug*
Man kann sich natürlich fragen, warum das denn so ist. Das werde ich im Folgenden erläutern, auch wenn es über die Publikation hinausgeht. Schließlich ist es doch ein sehr interessanter Punkt.
Also warum geht es der Alge mit dem Virus besser (ÜBERreiche / ÜBERmäßige pflanzliche Entwicklung) als ohne Virus?
Immerhin ist es ja so, dass ein Virus in der Tat kein eigenständiges Lebewesen ist und keinen eigenständigen Stoffwechsel hat. Das Virus muß also mit der Energie der Alge hergestellt werden. Die Alge macht das, indem sie auf einen Teil der Sporen und Gameten verzichtet und stattdessen das Virus herstellt.
Ja ist das denn dann kein Minus für die Alge? NEIN, das ist keineswegs ein Minus für die Alge, denn das in den Gametangien hergestellte Virus mit seinen Proteinen und seinen Informationen kommt der Alge anderweitig wieder zugute.
Zum einen enthält das Virus Informationen. Informationen, die der Alge nützlich sind bei der eigenen weiteren Entwicklung.
Zum anderen ist es wie ein Vesperbrot, das die Alge einsetzen kann. So entläßt die Alge beispielsweise Sporen/Gameten und Viren gleichzeitig ins Meerwasser, so dass die Sporen und Gameten die Viren dort aufnehmen können. Die Sporen und Gameten, die mit dem Virus versorgt werden, sind kräftiger als die Sporen und Gameten ohne Virus und das kann je nach Situation (Temperaturbedingungen) mehr oder weniger wichtig sein für die Alge, weil die Gameten nämlich gestärkt durch die Virus-Proteine auch besser wegschwimmen können.
Viele der Viren werden aber auch ins Meerwasser entlassen, ohne dass sie von den Sporen und Gameten aufgenommen werden. Das sieht zunächst nach einem Verlust für die Alge aus. Da muß man aber fragen, was passiert denn in der Folge mit diesen ganzen Vesperbroten in Form von Virus-Proteinen? Nun, die Alge füttert damit die Umgebung, z.B. das die Alge umgebende Plankton. Dieses Plankton nimmt die Virus-Proteine auf und produziert dann wiederum Vitamine, die die Alge braucht. Auch in dieser Form kommen die Viren der Alge also wieder zugute.
*Ausflug Ende*
B) Warum eine durch sexuelle Fortpflanzung entstandene Alge angeblich besser sein soll als eine durch vegetative Fortpflanzung entstandene Alge, dazu ist kein vernünftiges Argument gekommen.
Was man aber zusätzlich mal zur Kenntnis nehmen sollte und wo ich auch nicht verstehen kann, warum das nicht wahrgenommen wird, obwohl ich es bereits mehrfach ausgeführt habe, ist: Die Alge kann sich nach wie vor auch sexuell fortpflanzen!!!
Ich habe bereits in meinen bisherigen Ausführungen ganz klar herausgearbeitet, dass das keineswegs absolut zu sehen ist, dass die Alge nur noch Viren und keine Sporen und Gameten mehr herstellen würde. Tatsächlich ist es so, dass es ein NEBENEINANDER von Viren einerseits und Sporen und Gameten andererseits gibt. Es gibt mal weniger und mal mehr Sporen und Gameten. Und es gibt mal weniger und mal mehr Viren. Und es gibt auch den Zustand, dass es nur noch Viren und keine Gameten mehr gibt. Dieser Zustand ist aus damaliger Sicht als „Endstadium“ angesehen worden, deswegen wurde das damals auch so formuliert: „But (the host) ... is forced to devote its entire reproductive potential to virus propagation" Auf deutsch: „Aber der Wirt ist gezwungen, sein ganzes reproduktives Potenzial der Virus-Vermehrung zu widmen“
Wer sich aber die Botanica-Acta-Arbeit genau anschaut, der stellt fest, dass auch damals schon die TEMPERATUR-ABHÄNGIGKEIT gesehen wurde. Denn es steht dort, dass die VIREN-BILDUNG TEMPERATUR-ABHÄNGIG ist. Und man kann dort auch nachlesen, dass die sog. Symptome, nämlich die Viren-Bildung sich REDUZIEREN läßt, wenn man die entsprechende Temperatur wählt. Das zeigt ganz klar, dass das nicht absolut zu sehen ist, dass nur immer mehr und immer mehr Viren gebildet werden bis zum Schluß keine Gameten hergestellt würden. NEIN. Tatsächlich ist es so, dass in ABHÄNGIGKEIT von der TEMPERATUR und von den spezifischen Entwicklungsschritten des Wirts das Verhältnis von Viren zu Gameten bestimmt wird. Es gibt natürlich auch Temperaturen, bei denen eine Gametenbildung nicht mehr sinnvoll ist und dann werden auch keine Gameten mehr hergestellt, sondern nur noch Viren. Aber solcherlei Details sind wie gesagt späteren Untersuchungen vorbehalten. Die Temperatur-Abhängigkeit jedoch sowie das Nebeneinander von Viren und Gameten und die Reduzierungsmöglichkeit der Viren durch entsprechende Temperaturwahl, die sind bereits in der Botanica-Acta-Arbeit enthalten und die habe ich auch schon in aller Deutlichkeit in meinen vorangegangenen Beiträgen herausgearbeitet.
Dies zeigt, dass die sexuelle Fortpflanzungsmöglichkeit weiterhin gegeben ist!!!!
Alles zusammengesehen zeigt, dass es der Alge ganz klar besser geht mit Virus als ohne Virus. Und es zeigt genau auf, wie Dr. Lanka mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten über sich hinausgewachsen ist.