Ich wollte gerade noch einen Nachtrag posten, lese aber gerade bei Jannis "Wir haben einen Impfstoff"! Prima, damit dürften die Katastrophenszenarien ja überholt sein Aber trotzdem noch mein Text:
Niederösterreich (NÖ) plant Grippe-Pandemie
(Oder ist der Titel "Influenza-Pandemie, Planung in NÖ, 2005" anders zu verstehen? ;o) )
Der Newsletter des klein-klein-verlags vom 30.07.05 (siehe letzter Beitrag) teilt bereits einiges über diese Pläne mit. Siehe Seite 6 und 7 der PDF-Version. Hier noch eine kleine Übersicht von mir, zum Papier von NÖ Landessanitätsdirektor Dr. Werner Hoffer (Stand Juni 2005) mit o.g. Titel:
Laut WHO (Weltgesundheitsorganisation) besteht nicht mehr die Frage, OB, sondern nur WANN es zu einer Grippe-Pandemie kommt. Pandemie bedeutet: Örtlich unbegrenztes (u.U. weltweites) massenhaftes Auftreten einer Infektionskrankheit. Im Pandemieplan für NÖ ist nur von einem "mutierten Grippevirus mit hoher Aggressivität" die Rede, die Vogelgrippe wird nicht ausdrücklich erwähnt.
Wie Veronika im Newsletter schon hervorhebt, ist es erstaunlich, was man bereits jetzt über ein Virus weiß, das es noch gar nicht gibt. Z.B. Innerhalb von 2- 3 Stunden Fieberanstieg auf 39 - 40 Grad ohne Erkältung im Vorfeld. 30% der Bevölkerung sollen erkranken, die Krankheitsdauer "vermutlich" 1- 2 Wochen betragen.
Das vorliegende Papier beschäftigt sich hauptsächlich mit der Frage, wie man angesichts hoher personellen Ausfälle (ca 1/3 krank + 1/3, die die Kranken pflegen und betreuen) einerseits die Infrastruktur, die Versorgung mit lebenswichtigen Gütern und die Basisverwaltung aufrechterhalten, andrerseits die Verbreitung der Krankheit verlangsamen kann. Faustformel: "Die Bevölkerung muss motiviert werden, möglichst zu Hause zu bleiben, wenn nicht als Schlüsselpersonal für obige Aufgaben vorgesehen."
Verhindert werden - da ist man sich sicher - kann die Verbreitung jedoch nicht!
Dass die Kranken zuhause gepflegt werden müssen, ergibt sich daraus, dass für 500.000 Kranke nur 5000 Krankenhausbetten bereitstehen.
Planspiele sind bereits fest terminiert: Ein EU-MBGF-Planspiel am 23./24.11.05, eine KHD-Übung (KHD = Katastrophenhilfsdienst) bereits im September 2005, sowie die Fernmelde-Stabsrahmenübung "Disease 2005" (!) des MilKdO NÖ vom 7. - 11.11.2005. Für den Ernstfall ist geplant, Polizei und Bundesheer u.a. zur Bewachung von Apotheken einzusetzen! Man befürchtet offenbar einen Massenansturm und Verteilungskampf um Medikamente.
Konkrete Maßnahmen gegen die Krankheit bzw. deren Ausbreitung:
- FFP3 Masken für Einsatzkräfte und Bevölkerung
- Abgabe von Tamiflu ®
- Impfungen.
Auch Tamiflu ®, so weiß man bereits, kann die Krankheit und die Pandemie nicht stoppen, aber (angeblich) den Krankheitsverlauf etwas abmildern und abkürzen.
Mit der Zahl der Toten legt man sich weniger fest, als "Herausforderung" werden jedoch genannt: Die "Zwischenlagerung (!) von Verstorbenen" sowie "Modalitäten der Bestattung".
Insgesamt ist die Einschätzung pessimistischer als die zweier Forscherteams, von denen der stern berichtete http://www.stern.de/wissenschaft/gesund_leben/aktuell/:Vogelgrippe-Notfallpl%E4ne-Super-Virus/543978.html
Während jene von der Möglichkeit einer entscheidenen Eindämmung der Pandemie, vor allem durch Impfungen ausgehen, beschränkt der NÖ Plan sich im wesentlichen darauf, das einigermaßen aufrechtzuerhalten, was man gemeinhin die öffentliche Ordnung nennt.
Jürgen
P.S. Abstract eines der Papiere, auf die der stern sich beruft (englisch)
http://www.nature.com/nature/journal/vao...F22490477723476