Hallo,
gestern fiel mir zufällig eine ältere Ausgabe vom "SPIEGEL" in die Hände (5/2006 vom 31.1.06), in dem auf Seite 122 ein Interview mit dem Vogelkundler Josek Reichholf steht, der die mögliche Ausbreitung des Hühnergrippe-Virus über Fischmehl erwähnt.
Bitte um Nachsicht, wenn dieser Aspekt hier bereits irgendwo erwähnt wurde (ich habe aber mit der Suchfunktion hier alles abgegrast und keine Entsprechnung irgendwo in einem Thread gefunden).
Gruß
Antarius
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Der Artikel ist auf der Spiegelseite nicht ohne Gebühren einsehbar:
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,397751,00.html
30. Januar 2006
SEUCHEN
Infizierte Vögel in Fischernetzen?
Josef Reichholf, 60, Vogelkundler an der Zoologischen Staatssammlung in München, über die mögliche Ausbreitung des Hühnergrippe-Virus über Fischmehl
Habe ich aber hier ähnlich gefunden:
http://focus.msn.de/hps/fol/newsausgabe/...be.htm?id=25095
Der Vogelgrippe-Erreger H5N1 kann nach FOCUS-Informationen möglicherweise wie die Rinderseuche BSE durch verseuchtes Tiermehl übertragen werden.
Der Münchener Ornithologe Josef Reichholf sagte im FOCUS-Interview: „Das Geflügel kann sich über verseuchtes Fischmehl, das häufig Bestandteil von Futtermitteln ist, angesteckt haben.“ Das sei plausibel, werde aber ungern gehört – auch im Fall von BSE habe sich die Viehwirtschaft lange gegen die Vorstellung gewehrt, dass es am Futter liegen solle.
Fehlender Vogelzug irritiert
Als Motiv für die Suche nach einer anderen Erklärung als der gängigen, H5N1 werde durch infizierte Zugvögel über weite Strecken transportiert, gibt der bei der Zoologischen Staatssammlung in München arbeitende Wissenschaftler an, dass weder das geografische noch das zeitliche Auftreten der Vogelgrippe mit dem Vogelzug übereinstimme.
Eventuell Vögel zu Fischmehl verarbeitet
Ursprungsgebiete des kontaminierten Fischmehls seien am ehesten der Humboldtstrom vor der südamerikanischen und der Benguelastrom vor der südwestafrikanischen Küste, so Reichholf. Dort lebten riesige Kolonien von Seevögeln, in denen das Virus möglicherweise seit langer Zeit zirkuliere. „Kommen dann die Fangschiffe und zermahlen tonnenweise Kleinfische, erwischen sie einige von den infizierten Vögeln.“ Die auf Rügen verendeten Schwäne könnten laut Reichholf durch Fütterung oder durch Möwen infiziert worden sein.
Ebenfalls dazu:
http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/TH...GES/469506.html
Ornithologe: H5N1 möglicherweise durch Futter übertragen
Wissenschaftler verweist auf Rinderseuche BSE
und:
http://www.nzz.ch/2006/02/23/vm/articleDLWMY.html
23. Februar 2006, Neue Zürcher Zeitung
Schuldlose Zugvögel?
Geflügelexporte laut Uno-Organisationen Hauptursache der Vogelgrippe
Ko. Bonn, 22. Februar
Vertreter verschiedener Uno-Unterorganisationen für Umweltschutz haben sich dagegen verwahrt, Zugvögeln die Schuld an der fortschreitenden Verbreitung der Vogelgrippe zu geben. Man habe es beim H5N1-Virus mit einem komplexen Phänomen und sehr komplizierten Zusammenhängen zu tun, die noch exakter Untersuchungen bedürften, erklärte der Exekutivsekretär der Uno-Konvention für die Erhaltung wandernder wildlebender Tierarten, Robert Hepworth, am Mittwoch in Bonn. Zugvögel zu beschuldigen, sagte der Sekretär des Afrikanisch-Eurasischen Wasservogel-Abkommens, Bert Lenten, scheine der einfachste Weg zu sein, einer Auseinandersetzung über nicht nachhaltige Methoden in der Landwirtschaft zu entgehen.
Die Bonner Uno-Experten sehen nach wie vor im Import und Export von Geflügel und Geflügelprodukten die wichtigste Ursache für die weltweite Verbreitung des H5N1-Virus. Das Virus sei auf Geflügelfarmen in China entstanden und habe sich möglicherweise sogar auf Geflügel spezialisiert. Auslöser für die Vogelgrippe in Nigeria sei beispielsweise eingeschmuggeltes Geflügel gewesen. Für die Epidemie machten die Fachleute überdies den Verfall von Ökosystemen und die gemeinsame Nutzung wichtiger Habitate wie Feuchtgebiete durch Wildtiere und Landwirtschaft verantwortlich; dies habe zu einem ungesunden Nebeneinander von Zugvögeln und Haustieren geführt. Gegen Zugvögel als Überträger der Vogelgrippe spricht nach Ansicht der Uno-Mitarbeiter, dass die Tiere Indien bereits im September erreicht hätten, die Krankheit aber erst später ausgebrochen sei. Nicht jeder tote Schwan auf Rügen sei infiziert gewesen, unterstrich Lenten. Alljährlich wanderten Schwäne von Schweden zunächst in die baltischen Länder und von dort der Ostseeküste entlang nach Deutschland. In Schweden oder Lettland aber sei die Vogelgrippe nicht nachgewiesen worden. Zu den unverändert offenen Fragen gehört nach Auskunft der Bonner Fachleute, warum Länder entlang der Nord-Süd-Routen der Zugvögel nicht betroffen seien, die Epidemie sich aber von Südost nach Nordwest ausbreite. Vom Töten von Zugvögeln rieten die Uno-Behörden dringend ab. Das Risiko werde dadurch erhöht, denn aufgeschreckte Wildtiere suchten sich dann andere Ruheräume. - An einem Seminar des Uno-Umweltprogramms am 10. und 11. April in Nairobi sollen die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse ausgetauscht und zugleich Ratschläge und ein Frühwarnsystem für die betroffenen Länder erarbeitet werden.