Hier der allererste auffindbare Artikel zum Stichwort „Vogelgrippe“ aus der WELT vom 29.12.97 (hatte einiges fett markiert, aber das ist leider verloren gegangen. So mache ich hinter die originellsten und bedeutsamsten Stellen ein paar Ausrufezeichen):
Hongkong läßt alle Hühner schlachten
Neuer Todesfall durch Vogelgrippe - Hinweise auf Übertragung durch Menschen - Tierkadaver werden ins Meer geschüttet
WELT-NACHRICHTENDIENST
Hongkong - Die Behörden in Hongkong haben sich zu einer Radikalkur entschlossen, um die gefährliche Vogelgrippe auszurotten. Der Sekretär für Wirtschaftsfragen der chinesischen Sonderwirtschaftszone, Stephen Ip, kündigte gestern an, alle 1,2 bis 1,3 Millionen Hühner in der Stadt würden geschlachtet. Zuvor hatte die Regierung der ehemaligen britischen Kronkolonie eine vom H5N1-Virus befallene Hühnerfarm unter Quarantäne gestellt und einen ebenfalls betroffenen Geflügelmarkt geschlossen. Der Hongkonger Gesundheitsdienst bestätigte einen vierten Todesfall durch die Krankheit. An der Vogelgrippe sind derzeit zwölf Patienten erkrankt. In acht weiteren Fällen besteht Verdacht auf eine H5N1-Infektion. Als bisher letztes Opfer des Virus identifizierten die Gesundheitsbehörden gestern eine 60jährige Frau, die am Dienstag gestorben war. Zunächst war unklar, ob sie der Vogelgrippe oder einer anderen Krankheit erlegen war. Die Todesfälle lösten in den vergangenen Tagen panikartige Zustände aus. Vor den Krankenhäusern bildeten sich lange Schlangen von Menschen, die sich beim leisesten Anflug einer Grippe von dem gefährlichen Erreger befallen wähnten. Inzwischen griff die Seuchenangst auch auf die benachbarten chinesischen Provinzen Guangzhou und Shenzhen über. Mit der Entscheidung, die gesamte Hühnerpopulation auszurotten, reagierten die Hongkonger Behörden auf die Entdeckung des Virus in einer Geflügelfarm und auf einem Markt. Die Schlachtung soll heute beginnen. Die Kadaver der Tiere sollen im Rahmen eines Landgewinnungsprojekts ins Meer geschüttet werden (!!!!). Bislang war lediglich die Rede davon gewesen, die Tiere aus betroffenen Zuchtbetrieben und Märkten zu schlachten. Die Einfuhr von Hühnern aus China hatte die Stadtregierung bereits in der vergangenen Woche verboten. Virusexperten wiesen darauf hin, daß die Krankheit auch von Mensch zu Mensch übertragbar sei (!!!!). Allerdings sei die Gefahr relativ gering. Vermutlich habe sich ein Arzt in Hongkong durch Kontakt mit dem dreijährigen Jungen angesteckt, der im Mai als erster Mensch der Seuche erlag, sagte der Leiter der Virenforschungsabteilung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf, Daniel Lavanchy. Der Mediziner habe keine Berührung mit Hühnern gehabt. Am Samstag waren bei mehreren Kontaktpersonen eines anderen Opfers Antikörper gegen das Virus entdeckt worden. Die Hongkonger Regierung kündigte am Sonntag Finanzhilfen für die von der Pleite bedrohten Geflügelzüchter und -händler an. Der Absatz von Hühnern in der Stadt nahm in den vergangenen Tagen um 80 Prozent ab, die Preise fielen um die Hälfte. Branchenkenner warnten vor dem Verlust von mehreren zehntausend Arbeitsplätzen. Die Maßnahmen der Behörden zur Überprüfung der etwa 60 Hühnerfarmen und der Geflügelmärkte der Stadt stießen vielfach auf den Unmut der Beschäftigten. Auf einem Geflügelmarkt schlugen entnervte Verkäufer zwei Reporter krankenhausreif.
3.3.2003 : Wie das Robert-Koch-Institut in Berlin mitteilte, wird das H5N1-Virus auf den Menschen vor allem durch Vogelkot und Tröpfcheninfektion übertragen. Eine Übertragung durch Lebensmittel vom Geflügel gilt dagegen als unwahrscheinlich. Als natürliches Reservoir für das H5N1-Virus gelten Wasservögel und Geflügel, die in Südostchina in engem Kontakt mit den Menschen leben. Nach Ansicht von Experten des Robert-Koch-Instituts kann das Auftreten neuer Subtypen zu großen Epidemien führen. Hinweise darauf, dass die Viren von Mensch zu Mensch übertragen werden, gibt es allerdings nicht (???siehe oben). Die weltweiten Epidemien von Grippeviren, die von Vögeln ausgingen, kosteten 1957 und 1968 jeweils mehr als eine Millionen Menschen das Leben. Die große Epidemie von 1918, deren Ursprung weiterhin unklar ist, führte gar zu über 40 Millionen Todesopfern.
10.5.2003: Nach Angaben des Viersener Kreisveterinäramtes sind alle an der Tötung und Beseitigung der Hähnchen Beteiligten vorsorglich gegen Grippe geimpft worden (!!!). In den Niederlanden hatte die auch "Vogelgrippe" genannte Krankheit mindestens 83 Menschen infiziert. Ein 57-jähriger Tierarzt starb an Lungenversagen, 13 bekamen leichte Grippe, und der Rest litt nur an einer Bindehautentzündung. Der verstorbene Arzt hatte sich geweigert, Medikamente zu nehmen (!!!).
28.11.03: Webster. "Den benötigten Nachschub zu produzieren, könnte bis zu 18 Monate dauern." Die Forscher verweisen auf zwei neue Grippeviren. So seien in diesem Jahr Ausbrüche der Vogelgrippe mit den als H5N1 und H7N7 bekannten Erregern in Hongkong und den Niederlanden registriert worden. Zum Glück hätte keiner dieser Virentypen die Fähigkeit erworben, von Mensch zu Mensch zu springen. Dpa
Welt 18.10.2005: Wie wird das Virus übertragen? - Der Vogelgrippe-Erreger kann über Kot und Sekrete von Tieren übertragen werden. In den betroffenen Gebieten Asiens, Rußlands und Europas wurden deshalb Massenschlachtungen an mehr als 200 Millionen Tieren vorgenommen. Gefährdet sind Menschen, die engen Kontakt zu Vögeln haben.
Ist eine Übertragung von Mensch zu Mensch möglich? Bei der Vogelgrippe handelt es sich um eine Geflügelkrankheit. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch konnte bislang nicht sicher nachgewiesen werden. Experten befürchten aber, daß der Mensch zu einem "Mischgefäß" werden könnte: Infiziert sich eine Person gleichzeitig mit H5N1 und dem "normalen" Grippevirus, könnten diese beiden Erreger zu einem Pandemie-Virus mutieren. Dieses könnte dann eventuell von Mensch zu Mensch zu springen.
Welche Medikamente helfen gegen die Grippe? Besonders wirksam sind die Produkte Tamiflu und Relenza. Auch gegen die Vogelgrippe, so zeigte sich in ersten Studien (???), sollen die Arzneien helfen. Für den Fall einer Pandemie haben die Länder hierzulande knapp zehn Millionen Dosen Tamiflu gelagert. Die EU-Kommission rief ihre Mitgliedsstaaten gestern erneut dazu auf, den WHO-Empfehlungen zu folgen: Die sehen für Deutschland 19 Millionen Dosen vor.
Sollte man sich Tamiflu kaufen? Das Mittel muß vom Arzt verschrieben werden und kostet rund 33 Euro (und heute??). Das Robert-Koch-Institut in Berlin (RKI) warnt aber: "Wer die Arznei nicht richtig dosiert, züchtet Resistenzen", so Sprecherin Susanne Glasmacher. Vor vier Tagen beschrieben Forscher im Fachblatt "Nature" den weltweit ersten Fall einer H5N1-Infizierten mit Resistenz gegen Tamiflu (aha, da wird vorbereitet, daß es auch trotz !!?? Tamiflu zur Krankheit kommen kann) .
26.10.05: DIE WELT: Sie sehen auch Parallelen bei der Bekämpfung von Seuchen und der Terrorbekämpfung?
Wolf Dombrowsky, Leiter der Katastrophenforschungsstelle an der Universität Kiel,: Beides erfordert, die Kontrollen zu verstärken (!!!da nähern wir uns dem Ziel!!!). Das ist das moderne Dilemma, in dem wir stecken. Entweder kontrollieren wir uns radikal in dem, was wir tun, damit wir nicht von Seuchen oder Terroranschlägen überrascht werden. Oder wir leisten uns eine Art Liberalität, die das Risiko birgt, in unvorhersehbaren großen Katastrophen umzukommen. Vor dieser Abwägungsfrage stehen Politik und Gesellschaft.
DIE WELT: Und in welche Richtung steuern wir gerade?
Dombrowsky: Ich sehe das Ende des bisherigen Verständnisses von Freiheit nahen (!!!jo, so sehen wir das auch, also Hintern hoch und aufgeklärt!!!). Es muß ein neues System der Sicherheit etabliert werden. Und die Politik sollte sich schon jetzt überlegen, wie in einem solchen neuen System der Kontrolle trotzdem die Freiheit des einzelnen gewahrt werden kann.
DIE WELT: Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kommt die Diskussion um Vogelgrippe recht, um vor einer weltweiten Grippewelle beim Menschen zu warnen?
Dombrowsky: Natürlich geht es auch bei der WHO um Einfluß, Mittelzuweisung und Macht. Und solche Ereignisse wie die Vogelgrippe sind eine gute Gelegenheit, um Macht zu demonstrieren und den Einfluß zu vergrößern (!!!jo, genau!!!). Aber ohne die WHO wäre im Vorgehen gegen Aids und Malaria noch nicht soviel erreicht worden. Und auch die Bekämpfung von Sars ist eine Erfolgsgeschichte der WHO.
18.1.2006: Von bislang 148 Krankheitsfällen in einem halben Dutzend Ländern, die sich eindeutig auf den H5N1-Erreger zurückführen lassen, endeten seit 2003 mit 79 Verstorbenen mehr als die Hälfte tödlich. Eindringlich warnt die Pekinger Deklaration: "Die Welt steht mit der Vogelgrippe vor einer wieder ausbrechenden Seuche, die ebenso wie Sars und Aids keine nationalen Grenzen respektiert. Die Vogelgrippe breitet sich von Asien über den Mittleren Osten nach Europa aus. Es besteht die Aussicht, daß sie sich auch nach Lateinamerika, Afrika und weiter ausdehnt."
Die Vogelgrippe bedroht bereits den Lebensunterhalt und den Handel von Hunderten Millionen Bauern und Tierzüchtern in Asien immer schwerer (!!!noch ein Ziel: Selbstversorger- und Kleinunternehmertum ausrotten). Seit ihrem ersten Ausbruch 2003 wurden nach den auf der Konferenz vorgelegten UNDP-Angaben fast 140 Millionen Stück Geflügel getötet. Die ökonomischen Verluste schätzt die UN-Organisation auf bisher zehn Milliarden Dollar.
Manchmal ist so eine Rückschau ganz interessant. Vogelkadaver zur Landgewinnung - Übertragung von Mensch zu Mensch...
Liebe Grüße, Beatrix