Hallo
Werden medizinische Fachzeitschriften teil eines von der
Pharmaindustrie finanzierten Netzwerks?
Marcia Angell
über redaktionelle Unabhängigkeit, Wissenschaftsbetrug
und den sinn und unsinn des Peer-review-Verfahrens.
Kürzlich zitierte das British Medical Journal (BMJ) den Lancet-Herausgeber Richard Horton mit der Bemerkung, dass »das Verhältnis der Medizinjournale zur Pharmabranche inzwischen parasitär sei« Er machte diese Äußerung vor einer Untersuchungskommission des britischen Unterhauses. Hat Horten da nicht übertrieben?
Horton wies lediglich darauf hin, dass die Pharmaunternehmen massiv Druck ausüben auf die Fachmagazine, um eine der Firma passende Studie gedruckt zu bekommen. Die Firma sagt: »Wenn ihr die oder die Untersuchung veröffentlicht, werden wir viele Exemplare – Reprints – des Artikels kaufen, in dem das Produkt im günstigen Licht erscheint. « Richard Horton meinte diese Praxis, die schon fast einer Schmiergeldpraxis gleichkommt. Solche Hinweise überraschen mich nicht.
Halten Sie diese Praxis für normal?
Der Verkauf von Reprints an die Pharmafirmen, die dann die Publikation für ihr Marketing einsetzen und zum Beispiel an Ärzte verteilen, bedeutet eine wichtige Einnahmequelle für die Journale. Und die Pharmakonzerne machen Druck. Herausgeber wie Horton bekommen regelmäßig Anrufe von Autoren, die nachfragen, ob das Blatt an einem bestimmten Paper interessiert sei – mit dem Hinweis, dass die Firma gewillt sei, dann auch zehntausende Reprints zu kaufen.
Horton ist immerhin der Editor eines der weltweit führenden Wissenschaftsmagazine.
Viele Grüsse
Jannis
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit Radius Null und das nennen sie ihren Standpunkt - Albert Einstein