Habe diesen Artikel unter: http://www.orf.at/060224-96874/index.html gefunden:
Für Geflügelhalter "unerklärlich"
Die Vogelgrippe-Epidemie unter französischen Puten gibt Rätsel auf.
Die mit dem H5-Vogelgrippe-Erreger befallenen Puten in einem Zuchtbetrieb in Frankreich stellen Behörden und Geflügelindustrie vor ein Rätsel.
Denn alle betroffenen Tiere auf dem Gehöft bei Versailleux im Osten des Landes waren eingesperrt und konnten spätestens seit dem vergangenen Wochenende keinerlei Kontakt mit Wildvögeln gehabt haben.
Ansteckung schien "unmöglich"
Auch wenn zunächst nicht feststand, ob auch der Test auf das auch auf den Menschen übertragbare Virus H5N1 positiv ausfiel, scheinen damit die bisherigen Schutzmaßnahmen zur Vogelgrippe in Frage gestellt.
Noch vor Tagen hatte der betroffene Züchter Daniel Clair eine Ansteckung seiner Tiere für unmöglich gehalten. Die Behörden hatten am Samstag nach dem Fund einer Wildente eine drei Kilometer große Hochsicherheitszone um die Gemeinde Joyeux gezogen, in der auch sein Bauernhof mit seinem Turnhallen-großen Geflügelstall liegt.
Türen und Fenster verschlossen
"Meine 12.000 Puten sind in diesem Gebäude, und ich sehe nicht, wie sie angesteckt werden können", sagte er Anfang der Woche.
Die Türen und Fenster verschlossen, Öffnungen mit Sandsäcken versiegelt, glaubte Clair alles getan zu haben, damit seine Puten, die von Natur aus besonders anfällig für die Vogelgrippe sind, "keinerlei Kontakt zur Außenwelt haben".
80 Prozent des Bestandes erkrankt
Dennoch kam das Virus in seinen Bestand. Als Clair Donnerstagfrüh in die Halle ging, waren bereits 400 Tiere tot. Tierärzte stellten daraufhin fest, dass praktisch 80 Prozent des Bestandes erkrankt waren. Mittlerweile wurden sämtliche Tiere aus dem Bestand gekeult.
Landwirtschaftsminister Dominique Bussereau zeigte sich am Freitag ratlos und "beunruhigt", dass es ausgerechnet einen Betrieb innerhalb der streng überwachten Schutzzone getroffen habe.
Übertragung durch Stroh?
Nachbarn von Clair vermuteten zunächst, dass das Virus mit Schuhen oder Schubkarren über Schlamm vom Hof des Bauern eingeschleppt wurde. Das wäre bei Einhaltung der Sicherheitsvorschriften wegen der Desinfizierung eigentlich nicht möglich gewesen.
Der Verband der französischen Geflügelwirtschaft sieht deshalb nur eine Erklärung: eine Ansteckung über durch Entenkot verseuchtes Stroh, das "vor kurzem als Streu eingesetzt wurde".
Wo kann Virus noch überleben?
Am Freitag war noch nicht klar, ob es sich bei den Puten von Versailleux um den besonders aggressiven H5N1-Erreger oder eine andere Vogelgrippen-Form handelte, die weniger oder nicht gefährlich für den Menschen ist. Puten sterben bei einer Infektion mit H5N1 normalerweise innerhalb von 24 bis 48 Stunden.
Bei einer Bestätigung der Infektion würde das bedeuten, dass das Stroh - sollte es Ursache der Infektion sein - erst eingebracht wurde, als die Schutzzone bereits errichtet war.
Damit stehen Behörden und Veterinäre nun vor neuen Fragen: Wie lange kann das Virus auf Stroh oder anderer Streu überleben? Und muss seine Nutzung nicht verboten werden, um eine Ausbreitung zu verhindern?
Auch Süddeutschland betroffen
In Deutschland erreichte die Vogelgrippe unterdessen nach Mecklenburg-Vorpommern auch Schleswig-Holstein und das süddeutsche Baden-Württemberg. Bei zwei Wildenten im Kreisgebiet Ostholstein und bei einer Tafelente im Bodenseekreis wurde das Virus H5N1 nachgewiesen, wie das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf der Insel Riems am Freitag mitteilte.
Ob es sich dabei um H5N1 handelt, soll bis Montag geklärt werden. In Frankreich könnte das gefährliche Virus einen Zuchtbetrieb befallen haben. Die EU-Gesundheitsminister beschlossen in Wien eine Informationskampagne zur Vogelgrippe, um Verunsicherungen entgegenzuwirken.
Während Experten die baldige Ausdehnung der Vogelgrippe auf Schleswig-Holstein wegen der Nachbarschaft zu Mecklenburg-Vorpommern erwartet hatten, müssen die Übertragungswege für den ersten Fall in Süddeutschland noch geprüft werden.
Rauch-Kallat: "Gemeinsames Vorgehen"
Für die österreichische EU-Ratspräsidentschaft sagte Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat, die gehäuften Infektionen von Wildvögeln mit dem lebensgefährlichen H5N1-Virus erforderten besondere Aufmerksamkeit und ein entschlossenes gemeinsames Handeln der Behörden innerhalb der Europäischen Union.
Es gehe darum, die Vogelgrippe von Menschen und Nutzgeflügel fernzuhalten. EU-Gesundheitskommissar Markos Kyprianou sagte, eine entsprechende Medienkampagne solle dazu beitragen, Verunsicherungen und Panik zu vermeiden. An dem Treffen in Wien nahmen auch Vertreter aus der Türkei und vom Balkan teil.