Mittwoch, 19. Oktober 2005 Eilverordnung erlassen Bundesweite Stallpflicht
Zur Abwehr der Vogelgrippe soll ab Samstag in ganz Deutschland eine weitestgehende Stallpflicht für Geflügel gelten. Eine entsprechende Eilverordnung gab das Bundesverbraucherministerium am Mittwoch in Berlin nach einer Telefonkonferenz mit den Landesministerien heraus.
Mit der Stallpflicht soll verhindert werden, dass Wildvögel mit Hausgeflügel in Berührung kommen und das gefährliche Vogelgrippe-Virus H5N1 verbreiten. Experten fürchten, dass das Virus mutieren und von Mensch zu Mensch übertragen werden könnte.
Derweil breitet sich die Vogelgrippe in Europa weiter aus. Wissenschaftler wiesen am Mittwoch das auch für den Menschen gefährliche Virus H5N1 erstmals in Proben aus dem europäischen Teil Russlands nach. In Rumänien wurde der Erreger im zweiten Quarantäne-Gebiet Maliuc im Donaudelta bestätigt.
Das Virus war in den vergangenen Tagen bereits in Rumänien und dem asiatischen Teil der Türkei registriert worden. Der erste Verdachtsfall in der Europäischen Union (EU) wurde aus Griechenland gemeldet. Die Ergebnisse dieser Proben werden Anfang kommender Woche erwartet.
Im betroffenen russischen Gebiet Tula südlich der Hauptstadt Moskau waren in den vergangenen Tagen etwa 250 Vögel verendet. Es ist der erste Nachweis des Virus im europäischen Teil Russlands. Bislang war das Virus in den vergangenen Monaten nur östlich des Urals entdeckt worden.
Der Antikörper sowie genetisches Material des Subtyps H5N1 sei in einigen Proben nachgewiesen worden, teilte ein auf Vogelgrippe spezialisiertes Labor in der russischen Stadt Wladimir mit. Das von der Vogelgrippe betroffene Dorf Jandowka im Gebiet Tula, 280 Kilometer von Moskau entfernt, wurde unter Quarantäne gestellt. Für die Hauptstadt Moskau mit ihren elf Millionen Einwohnern bestehe keine Gefahr, sagte der russische Landwirtschaftsminister Alexej Gordejew. In den vergangenen Monaten wurde nach Behördenangaben an 51 Orten in Russland die Vogelgrippe registriert. In ganz Russland sei bislang in zwei Fällen das Virus H5N1 ermittelt worden. In 19 weiteren Fällen bestehe der Verdacht.
Die Vereinten Nationen (UN) warnten vor einem Übergreifen der Vogelgrippe auf den Nahen Osten und Ostafrika. Arme afrikanische Länder hätten größere Schwierigkeiten bei der Bekämpfung der Krankheit als europäische und asiatische Staaten. "Eine der Hauptsorgen ist jetzt die mögliche Ausbreitung der Vogelgrippe durch Zugvögel ins nördliche und östliche Afrika", mahnte Joseph Domenech, Veterinärexperte der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) in Rom.
Spanien warf der EU und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) "Panikmache" vor. Wie die Madrider Zeitung "El País" am Mittwoch berichtete, bezieht sich der Protest auf Äußerungen von EU-und WHO-Beamten, die im Falle einer Pandemie die Zahl der Toten auf 150 Millionen beziffert hatten.